Wie jeden Tag starten Simba und ich um 5:30 Uhr in den neuen Tag. Nach einem schnellen Kaffee machen wir uns gemeinsam auf den Weg in Richtung Saukoglalm. Der Weg dorthin – rund 500 Höhenmeter – dauert etwa 50 bis 60 Minuten. Meistens dauert es aber etwas länger, weil wir unterwegs Rehe, einen Fuchs oder ein quirliges Eichhörnchen beobachten dürfen – kleine Begegnungen, die den Morgen noch besonderer machen.
Heute war jedoch etwas anders als sonst.
Als wir oben auf der Alm ankamen, bemerkten wir es sofort: Ein kleines Kalb war in der Nacht zur Welt gekommen. Gesund, munter und bereits neugierig unterwegs – Seite an Seite mit seiner Mutter. Es ist jedes Mal aufs Neue faszinierend, welch wunderbares Geschenk die Natur uns macht. Die Geburt eines Kalbes ist mehr als ein biologischer Vorgang – sie ist ein stilles, tief bewegendes Wunder.
Was mich besonders berührt: Wenn ein neues Kalb geboren wird, verändert sich die Stimmung in der Herde. Die sonst so lebhaften Rinder werden ruhig, beinahe andächtig. Sie halten sich in der Nähe des kleinen Neuankömmlings auf, sind dabei aber sehr vorsichtig, fast beschützend. Und dann, nach nur wenigen Minuten, steht das Kleine auf wackeligen Beinen, macht erste Sprünge – und findet wie von selbst den Weg zur richtigen Zitze. Die erste warme Milch der Mutter – der Beginn eines neuen Lebens.
Dem Kalb und der Mutter geht es ausgezeichnet. Beide sind fit, vital – und unser jüngstes Herdenmitglied wird in den kommenden Tagen sicher viel Freude daran haben, die Alm zu entdecken und mit all seinen Sinnen zu lernen.
Auch wenn ich schon viele Geburten miterleben durfte, ist es jedes Mal wieder aufs Neue ein Moment tiefer Dankbarkeit. Ein kurzer Augenblick des Innehaltens. Die Stille der frühen Stunden, das Licht des Morgens und dieses kleine große Wunder – sie schenken mir ein Gefühl der Verbundenheit mit dem Leben selbst.
Was kann es Schöneres geben, als so in den Tag zu starten?